JAZZ JAZZ LEICHTIGKEIT DES SEINS Die Künstler Brasiliens gehören fest zum musikalischen Profil des Hotels Bayerischer Hof. Das hat zahlreiche Gründe, die nicht nur in der Musik selbst, sondern auch in deren Geschichte und Wirkung liegen Es gab sie immer wieder, diese besonderen Momente. Unvergessen bleibt beispielsweise das Konzert von Gal Costa im Juli 1995, als die Sängerin und Grande Dame der Música Popular Brasileira im bis auf den letzten Winkel gefüllten Night Club Station machte und das Publikum mit ihr nahezu alle Lieder vollständig mitsang. Oder die Auftritte des Sängers und Keyboarder Ivan Lins, dessen betörend charmante Lieder die Menschen, wie zuletzt beim Jazzsommer 2016, vom ersten Ton an umarmten. Oder die verschiedenen Variationen tanzbaren Lebensgefühls, wie beispielsweise mit dem MPB-Star Marcos Valle oder die Klavier- und Gesangsmeisterinnen Tania Maria und Eliane Elias. Die sanften und fragilen Abende kamen mit Paula und Jaques Morelenbaum, die als Bandmitglieder des legendären Antonio Carlos Jobim noch ein Bindeglied zu den originalen Klängen der Bossa Nova darstellten. Gilberto Gil wiederum hatte als prominenter Sänger, Mitbegründer der Tropicalismo- Bewegung und zeitweiliger Kulturminister Brasiliens den Festsaal des Hotels Bayerischer Hof mühelos im Griff, während der auf den Bühnen des Hauses wahrscheinlich häufigste musikalische Vertreter seines Landes, João Bosco, mit seinem rhythmisch berauschenden Gitarrenspiel und pfiffigen Gesang die Zuhörer faszinierte. Es gab sie immer wieder, diese außergewöhnlichen Abende. Und das hat gute Gründe. Denn man findet weltweit kaum eine andere Musik, die mit vergleichbar pointierter Lässigkeit die Elemente von Intellekt und Gefühl, von Kopf und Bauch, in einem Klangsystem verbindet. Sieht man von den Vorläufern der Salonmusik oder auch den Ursprüngen und der afrobrasilianischen Kultur des Landes ab, dann wurzelt sie historisch in der Bossa Nova, einer Musik, die aus einem Klima der Bildung und Modernität heraus in den späten Fünfzigerjahren Elemente der landestypischen Samba und des nordamerikanischen Cool-Jazz zu einer Mixtur verknüpfte, die schon bald darauf die Szenen von Rio über New York bis Paris TEXT UND FOTOS RALF DOMBROWSKI Joao Bosco und Ricardo Silveira BRAVE NEW JAZZ The Hotel Bayerischer Hof’s musical profile abounds with unforgettable performances by Brazilian artists. In 1995 the Night Club audience sang along with Gal Costa, Música Popular Brasileira’s grande dame. Special moments have included singer-cum-keyboarder Ivan Lins, most recently at the Jazzsummer of 2016, with his melodies like caresses; MPB star Marcos Valle expressing the flow of life with his dance sequences; singing piano supremas Tania Maria and Eliane bestimmte. Mit dem Team des Komponisten Antônio Carlos Jobim und des Texters Vinícius de Moraes hatte sie eine der produktivsten Partnerschaften der erwachsenen Popmusik zu bieten, mit Gitarristen wie João Gilberto, einen Stilisten, der die Lieder mit unverkennbarer Nonchalance zu präsentieren verstand. Innerhalb weniger Jahre wuchs Brasilien von der Außenseiterrolle zu einem Zentrum der musikalischen Inspiration heran, dem auf lange Sicht nicht einmal die Militärdiktatur von 1964 an etwas anhaben konnte. Denn es gab bald ästhetischen Widerstand. Künstler wie Gilberto Gil, Caetano Veloso, aber auch Tom Zé und Gal Costa formierten sich zur Tropicalismo-Bewegung, die die wiederum neu errungene Lässigkeit mit der Kraft der sich rasant entwickelnden Rockmusik verbinden wollte. Daraus entwickelte sich als Klangsprache der Leichtigkeit seit den Siebzigern die Música Popular Brasileira (MPB), deren Einfallsreichtum und Unbeschwertheit trotz politischer Repressionen die dunklen Jahre des Landes überstand. Sie ist die Grundlage eines über Musik transportierten Lebensgefühls, das ästhetisches Selbstbewusstsein mit Offenheit und Charme, Witz und spielerischer Finesse verknüpft. Das passt zum Programm eines Clubs, der sich neben dem stilvollen Ambiente auch einen kulturellen Anspruch verordnet hat, der Jazz und Entertainment auf internationalem Niveau präsentiert. Und deshalb ist es eine ideale Kombination, wenn die Koryphäen der MPB und der fortgeschrittenen Bossa Nova sich auf den Bühnen des Hotels Bayerischer Hof die Ehre geben. Sie sind Boten der Freiheit und der Lebensfreude, aber immer auch ein wenig des Widerstandes gegen die Saturiertheit. Denn hätten die Musiker damals nicht Grenzen überschritten und gegen den Anspruch der Traditionalisten die Stile vermengt, hätten sie nicht den Militärs, zumindest in dezentem Rahmen, die lange Nase gezeigt, hätten sie sich nicht mit den New Yorker Jazzern zusammengetan, um dem nordamerikanischen Ernst eine Prise brasilianischer Unmittelbarkeit und Entspanntheit zu verordnen, wäre die Welt um viele großartige Lieder ärmer. So aber verneigt sich auch das Hotel Bayerischer Hof jedesmal mit Vergnügen vor dem Reichtum einer wunderbaren, mitreißenden Musikkultur. Gilberto Gil Elias; João Bosco with his throbbing guitar riffs and of course Gilberto Gil, Brazil’s former minister of culture and probably the Night Club’s most frequent regular. Their version of Brazilian “trad” is unique and rooted in the Bossa Nova. During the late Fifties the latter bracketed indigenous samba rhythms with north American cool jazz, A combination which took the worldwide pop scene by storm, not least thanks to composers like Antônio Carlos Jobin, lyricists such as Vinicius de Moraes and on the guitar nonchalant stylist João Gilberto, Outsider Brazil developed into a major musical source of inspiration. Brazilian “trad” reformers, including Gilberto Gil, Caetano Veloso, Tom Zé and Gal Costa, engineered a confluence between their own Tropicalismo and rock music to launch their Música Popular Brasileira (MPB) whose confident, humorous, life-affirming and seemingly effortless mastery of the “light touch” carried it through Brazil’s dark years. The Night Club always feels honoured to feature these musical ambassadors of freedom and courage. Marcos Valle Claudio Cesar Ribeiro und Ivan Lins 78 INSITE 2019 INSITE 2019 79
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