HOTEL STORIES Graf Montgelas, Denker und Lenker seiner Zeit s war die Zeit, als München sich noch in dem Gefühl sonnte, heimliche Hauptstadt der Republik zu sein und beflügelt war von der Tatsache, dass 1966 bekannt gegeben wurde: Die Olympischen Sommerspiele machen bald Station in der Landeshauptstadt. Das Ende des oft besungenen Millionen-Dorfs, die Geburtsstunde der Weltstadt mit Herz. Die Stadt bekommt eine U-Bahn, auf dem Oberwiesenfeld entstehen die olympischen Austragungsstätten mit ihren legendären Zeltdachkonstruktionen und für das Hotel Bayerischer Hof wird 1969 zu dem wichtigsten Jahr seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Denn Falk Volkhardt, Vater der heutigen Hotelbesitzerin, kaufte nicht nur das Hotel Zur Tenne in Kitzbühel, bis heute Dependance in den nahen Tiroler Bergen, nach langen Verhandlungen gelang es ihm auch vom Freistaat Bayern das an sein Haus angrenzende, aber sehr baufällige Palais Montgelas zu erwerben und legte damit den Grundstein für die heutige Größe und das internationale Renommee seines Hotels am Promenadeplatz. Über sechs Jahre stand dieser Prachtbau bereits leer, eine Zeit, in der bei Falk Volkhardt die Vision reifte, zu erweitern, das Palais Montgelas an sein Hotel anzugliedern. Aus heutiger Sicht ein wahrer Glücksgriff, für Bayern und München zugleich, denn dieses Palais war seit seinem Bestehen immer wieder ein Ort geschichtsträchtiger Ereignisse in der ruhmreichen Geschichte unseres Landes. Graf Montgelas galt in seiner Zeit als einer der einflussreichsten Staatsmänner, vielleicht war er sogar der Einflussreichste. Denn er hatte Visionen, FIT FOR A KING 1966 heralded a momentous future for Munich. The city had been declared the venue for the approaching summer Olympic Games. Plans were made for the construction of pertinent sporting facilities, including an avantgarde stadium with tent-shaped roofing, as well as a suburban rail network. For the Hotel Bayerischer Hof 1969 was the most important year since the end of the Second World War. Falk Volkhardt, the father of today’s proprietor, purchased the Hotel Zur Tenne in Kitzbühel and in Munich the almost derelict, adjoining Palais Montgelas on which the prestige of his hotel was founded. The handsome building had been empty for six years, giving his vision ample time to mature. From the word go the Palais Montgelas had been the scene of major events in Bavaria’s chequered history. Count Montgelas was one of the most influential statesmen of his time. He reformed Bavarian school-leaving exams and with managerial prowess cranked up efficiency of the kingdom’s civil service to a degree still reflected in today’s ministerial offices. It was an astute move on the part of King Max I to fetch this descendant of ancient French Savoy nobility and let him run key sections of state affairs. With great diplomatic skill Count Montgelas paved the way for the country’s first constitution which came into force in 1818. In 1803 he purchased the town palais for the sum of 65,000 guilders and from 1810 on Emanuel Joseph von Herigoyen, together with interior designer Jean-Baptiste Métivier, converted it into his residential and administrative base. Following the Montgelas era the Bavarian state bought it back for 271,718 guilders and 25 kreutzers. Later it housed the monarchy’s ministry of state, the foreign ministry and then the chamber of deputies and the archiepiscopal chair. The die bis heute, über 200 Jahre später, immer noch Bestand und Gültigkeit haben. Die bayerischen Schüler der Neuzeit sollten wissen, dass sie das Zentralabitur ihm zu verdanken haben und unseren Beamten darf gerne bewusst werden, dass die hiesigen, vorbildlichen Verwaltungsstrukturen und die damit verbundenen Effizienzen durch ihn erst in die Amtstuben und Ministerien Einzug gehalten haben. Es war ein weiser Zug von König Max I., den Sprössling eines französisch-savoyischen Adelsgeschlechts nach München zu holen und ihn mit weitreichenden Staatsgeschäften zu beauftragen. Mit viel Geschick, Diplomatie und Unterstützung seitens des Königshauses beeinflusste er so nicht nur die Entwicklung Bayerns: Zum einen ging er zahlreiche Bündnisse ein, die zu dem großen Flächenstaat führten, der Bayern bis heute immer noch ist, zum anderen trieb er mit großer Energie und Zielstrebigkeit die Säkularisation voran. Die somit herbeigeführte Gleichstellung beider christlichen Glaubensrichtungen ringt einem, angesichts der übermächtigen katholischen Kirche, bis heute Bewunderung und Respekt ab. 1803 erwarb Graf Montgelas, auf dem Höhepunkt seines Wirkens, das Barockpalais am Promenadeplatz, für stattliche 65.000 Gulden und ließ es ab 1810 von Emanuel Joseph von Herigoyen, in kongenialer Zusammenarbeit mit dem Innenarchitekten Jean Baptiste Métivier, zu einem monumentalen Stadtpalais mit Wohn- und Arbeitssitz umgestalten. Nach Ende der Ära Montgelas kaufte der Staat Bayern das Anwesen für 271.718 Gulden und 25 Kreuzer zurück, von da an war es Sitz des Staatsministeriums des Königlichen Hauses und zwischen Falk Volkhardt erwarb 1969 das Palais Montgelas und renovierte es in Rekordzeit; bei den Bauarbeiten im historischen Königssaal FOTOS HOTEL BAYERISCHER HOF Glanz und Gloria – die Eleganz der damaligen Zeit wurde von der Eigentümer familie Volkhardt vorbildlich bewahrt 1817 und 1933 des Bayerischen Außenministeriums zugleich. Im weiteren Lauf seiner Geschichte beherbergte das Palais dann noch die Deputierkammer, sowie das Erzbischöfliche Ordinariat. Anscheinend beflügelte dieser geschichtsträchtige Ort nicht nur die Historie, sondern auch die Menschen, denen es eine Heimat war. So auch Falk Volkhardt, denn nach einer Rekordumbauzeit von nur einem Jahr und neunzehn Tagen, konnte er das Palais seinem Hotel angliedern; seitdem gilt es nicht umsonst als das Cuvillés-Theater der deutschen Hotellerie – ein für die damaligen Verhältnisse einzigartiges Luxushotel war geboren. Besonders bemerkenswert: Auf Wunsch konnten, und können bis heute, mehrere der Suiten zusammengelegt werden, mit knapp 600 Quadratmetern entstand so für die damalige Zeit Europas größte Suite. Neben der prunkvollen, klassizistischen Fassade sind es die zahlreichen Salons, in denen sich Glanz und Gloria der bayerischen building has proved inspirational for all its occupants, including Falk Volkhardt. Converting it and incorporating it into his Hotel Bayerischer Hof only took the record time of one year and nineteen days. Not surprisingly it is rated the German hotel business’s Cuvilliés Theatre, a unique grand hotel by the standards of yesteryear. Unique to this day is a suite measuring 600 square metres when several suites are joined together. The magnificent, classical facade and the many salons are testimony to the Bavarian monarchy’s heyday. Falk Volkhardt was indebted to his wife Erika and interior designer count Sigward Pilati for the highly discerning way the inside of the palais was refurbished. For months they scoured Europe for fitting historical antiques and boiseries. The Small Library, with its prettily carved oak marquetry, was found in a château on the Loire, the wall panels, with their delicate floral patterns, came from a palace Monarchie spüren und erleben lässt. Die feinfühlige Art und Weise, mit dem die Innenausstattung wiederhergestellt wurde, verdankte Falk seiner Ehefrau Erika Volkhardt und Graf Siegward Pilati, der als Innenarchitekt dieses Projekte federführend begleitete – beide suchten europaweit über Monate hinweg nach historischen Antiquitäten und Boiserien. Die Kleine Bibliothek, mit ihrer kunstvoll geschmückten Eichenvertäfelung, entstammt einem Schloss an der Loire, im Watteausalon finden sich Wandpanelen mit zarter Blumenmalerei aus einem Schloss bei Versailles, jedoch am prunkvollsten ist der original wiederhergestellte Königssaal. Heute finden hier Events von internationaler Bedeutung statt, wie die Münchner Sicherheitskonferenz, diverse Staatsakte oder Wirtschaftssymposien. Hier wird und wurde Geschichte geschrieben: gestern, heute und morgen wohl auch. Denn in den heiligen Hallen fand nicht nur die Krönung von Maximilian III. zum Kurfürsten statt, hier wurde auch die Säkularisierung von Graf Montgelas beurkundet und knappe 100 Jahre später an diesem Ort auch die Räterepublik ins Leben gerufen. Es war der 8.11.1918, als hier von Präsident Kurt Eisner der Freisaat Bayern proklamiert wurde, mit den Worten: „Die Dynastie Wittelsbach ist abgesetzt! Bayern ist fortan ein Freistaat.“ Der letzte große überlieferte Staatsakt fand dann am 29. März 1924 statt, im Königssaal erhielt das Bayerische Konkordat die geschichtsträchtige Unterschrift von Nuntius Eugenio Pacelli, dem späteren Papst Pius XII. 20 INSITE 2019 INSITE 2019 21
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