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INSITE 2018

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LEICHT IST SCHWER WAS

LEICHT IST SCHWER WAS Thomas Pekny hat als Nachfolger von Margit Bönisch die Intendanz der Komödie im Hotel Bayerischer Hof übernommen. Ein Gespräch über Humor und den Mut eines Theatermachers, der verstanden hat, dass – wenn alles so bleiben soll wie es ist – sich alles verändern muss … INTERVIEW ANDREAS M. JUCHELKA Uns Deutschen werden zahlreiche Tugenden nachgesagt, Humor gehört nicht unbedingt dazu. Wie sehen Sie das, als gebürtiger Österreicher? Ich habe gerade eben erst den Theatermacher meines Landsmannes Thomas Bernhard gemacht, ein klassisches Bühnenthema, das eher keinen Spaß vermittelt und umso erstaunlicher war es, dass das deutsche Publikum sich dennoch bestens amüsiert hat. Auch ein Stück für die Komödie? Ich würde das hier wahnsinnig gerne machen, traue mich aber eigentlich nicht, denn Theaterthemen, die ja zum Teil oft skurril und komisch sind, werden aber als solches vom Publikum nicht immer so empfunden. Ein Humor allerdings, der mir selbst viel Spaß macht. Und Ihrem Publikum? Ich weiß, dass unsere Gäste hier eine ungeheure Lachbereitschaft mitbringen, aber eine Komödie lebt oft vom Kontrast zwischen Ernsthaftigkeit und Lustigkeit, das Komödiantische entsteht eben auch dadurch, dass es immer wieder ganz ernste, fast tragische Momente gibt. THE SENSE OF HUMOUR Thomas Pekny has succeeded Margit Bönisch as theatre director of the Komödie im Hotel Bayerischer Hof. InSite: Allegedly we Germans don’t have a sense of humour. As an Austrian, do you agree? Thomas Pekny: I’m fresh from my latest challenge, a piece by my compatriot Thomas Bernhard. It’s anything but a barrel of laughs. All the more surprising that it amused the German audience. Would it slot into the Komödie’s repertoire? I’d love to produce it, but don’t think I’d dare to. Partially funny material doesn’t always come across as such with the audience. But that type of humour’s right up my street. Does that apply to your audience here? Dann doch lieber der klassische Schenkelklopfer? Ich will mit Behutsamkeit versuchen, Stücke zu machen, die nicht vordergründig oder auf einem Niveau lustig sind, wofür ich mich eigentlich genieren muss. Und das würde ja nicht zum Bayerischen Hof passen. Man könnte ja auf die bewährten Klassiker setzen … Shakespeare hat Komödien geschrieben, Moliere ebenfalls, allesamt ganz großartig, es ist aber nicht unbedingt die Zeit dafür. Dennoch haben wir ein ganz tolles Stück 2018 im Programm, Mirandolina von Carlo Goldoni, von dem Lord Byron einst gesagt hat, dass dieses Stück eines der besten ist, die Europa jemals hervorgebracht hat. Wie sieht es denn bei Ihrer Spielplanung mit dem Münchner, mit dem Bayerischen Lokalkolorit aus? Ich werde zum Oktoberfest ein Stück spielen, mit dem Titel: Landeier – Bauern suchen Frauen. Wahnsinnig skurril, abgedreht, so anders, dass ich gerne so etwas auch mal wagen möchte. Mit einem Schauspiel-Paar vom Chiemgauer Volkstheater, das unseren hiesigen Humor 1:1 verkörpert, das dabei auf den typischen norddeutschen Humor treffen wird. INSITE 2018

INTERVIEW Humor ist also, wenn man trotzdem lacht? FOTOS HOTEL BAYERISCHER HOF, AGENTUR SABINE BRAUER Sie sind Bühnenbildner, haben eine Professur für experimentelle Gestaltung inne und sind nach dem unerwarteten Tod ihrer Vorgängerin Margit Bönisch bei der Komödie nun als Intendant tätig. Wie geht es Ihnen dabei? Es ist eine Wellenbewegung mit Aufs und Abs, oft innerhalb eines Tages, ein ständiges Lernen neuer Dinge, die richtigen Schauspieler zu finden, sie auch für unser Tourneeprogramm zu bekommen, Rechteverhandlungen mit den Verlagen, unerwartete Umbesetzungen in letzter Minute, krankheitsbedingte Ausfälle – ein pausenloser Kampf, mit durchaus positiven Momenten aber. Wie weit geht Ihre Experimentierbereitschaft als neuer Intendant der Komödie? Wir werden auch Stücke spielen, bei denen ich mir nicht sicher bin, ob meine Vorgängerin Margit Bönisch sie auf die Bühne gebracht hätte. Beispielsweise das Stück Josef und Maria von Peter Turrini, mit Jutta Speidel und August Schmölzer. Nicht unbedingt eine Komödie, eher ein Stück, das die Frage nach Existenzen stellt, tieftragisch bis urkomisch – ein großes Experiment. They’re definitely ready to have a good laugh, but comedy thrives on alternating funny and serious moments. Serious, almost tragic interludes often pave the way for comic relief. So preferably classic rib-ticklers? Lowering standards wouldn’t fit the Bayerische Hof bill. What about classic comedies? Shakespeare and Molière have written great comedies, but the time isn’t ripe for those. But we have “Mirandolina” by Carlo Goldoni in our 2018 programme. Are any plays with Munich and Bavarian local colour planned? There’s a particularly burlesque one, set in a farming community, with two actors loaned from a folk theatre in the Chiemgau region. You’re professor for experimental stagecraft and also, after the untimely death of Margit Bönisch, the Komödie’s director. How are you faring? All the admin is the biggest challenge. Finding the right actors, dealing with publishers etcetera. To what extent can you incorporate your experimental work into the Komödie’s productions? A good example is the play “Joseph and Maria” by Peter Turrini. Not exactly a comedy but rather an existentialist tragicomedy. An experiment if ever there was one. Tear-jerking humour? Comedy can only work if it is flanked by serious moments. That’s why every tragedy is essentially a comedy too. In ancient times tragedy preceded comedy, the resulting interplay is the name of the game. So we can expect some sensitive changes from you? I’ve watched comedies that haven’t made me laugh once. The humour’s been too ostensible. I prefer the more subtle and cryptic kind. So there will be changes, but not too daring ones. Sounds courageous. I have Margit Bönisch’s example to live up to. I’ll be featuring Rosamunde Pilcher and a musical starring Angelika Milster. We wish you the best of luck. Eine Komödie funktioniert nur, wenn tragische Momente sie begleiten. Deswegen ist jede Tragödie letztendlich auch eine Komödie. In der Antike gab es ja zuerst die Tragödie, die Komödie kam später dazu, das daraus resultierende subtile Wechselspiel macht es final aus. Es sind also Veränderungen zu erwarten, wenn auch moderat, entsprechend feinfühlig? Ich sehe nicht selten Komödien, da muss ich nicht ein einziges Mal lachen, zu vordergründig, da fühle ich mich intellektuell betrogen. Mein Humor ist eher ein subtiler, lebt sogar dann und wann davon, was man eben nicht sagt, hintergründig und fein. Somit ja, es wird Veränderungen geben, in der Hoffnung, dass sie nicht zu gewagt sind. Klingt mutig! Das ist ein Vermächtnis von Frau Bönisch, sie hat dieses Theater mit so viel Enthusiasmus und Akribie geleitet, das sind wir ihr schuldig. Ich hoffe, dass dieser Mut vom Publikum auch belohnt wird, mein Anspruch ist diesbezüglich sehr hoch, ich möchte da die Zuseher auch fordern. Werden Sie auch gänzlich neue Wege beschreiten? Ja, es wird demnächst auch ein Rosamunde Pilcher Stück zu sehen sein, eine Uraufführung, ein Musical mit Angelika Milster in der Hauptrolle: Wechselspiel der Liebe. Sicherlich ein Highlight der kommenden Spielzeit. Wir wünschen viel Erfolg und das dafür nötige Quäntchen Humor! Publikumsliebling Heiner Lauterbach wird nach vielen Jahren der Bühnenabstinenz 2018 wieder in der Komödie spielen Thomas Pekny, der neue Intendant der Komödie im Bayerischen Hof

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