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Insights Quarterly - Issue N° 2

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Issue N° 2

GASTGESPRÄCH GERNE ZU

GASTGESPRÄCH GERNE ZU GAST Eintrag in das Gästebuch des Hotels Bayerischer Hof Definitiv. Meine Mutter ist ein Leuchtturm für mich, wenn es um den Umgang mit anderen Menschen geht. Sie hat mir immer ihre, wie sie es nannte, „Goldene Regel“ gepredigt: Behandele die anderen so, wie du selbst behandelt werden möchtest. Mit diesem Grundsatz, frei nach Kant, kommt man im Leben ziemlich weit. Selbst wenn diese Aussage erst mal banal klingt, ist sie alles andere als banal. Sie sind mit Ihrer Musik als Teenagerin jahrelang Klinkenputzen gegangen, die Plattenfirmen wollten Sie verbiegen, Sie über sexy Outfits und poppigere Songs vermarkten, das Übliche. Haben Sie in dem Moment, wo Sie „Fallin‘“ geschrieben haben, aufgehört, sich wie eine Außenseiterin zu fühlen? Nein, das Gefühl war weiterhin da. Man sagte mir, dass niemand diesen Song oder meine Musik als solche verstehen würde. Weil sie nicht reinpassen würde. Weil sie schlicht nicht gut genug sei. Ich musste mich der Aufgabe stellen, den Leuten zu beweisen, dass sie Unrecht haben. “A Woman’s Worth”, “Good Job”, “Superwoman” and “Girl On Fire”: you’ve written lots of songs about hard-working women. Are you trying to empower women with your music? Yes, absolutely. I tend to write songs praising female power and strength. Because we women are truly capable of superhuman things, sometimes we have to be. And at the same time, balance is so important. What I mean by that is taking care of yourself, having a positive attitude towards yourself, looking after yourself and admitting to yourself that it’s not selfish to think of yourself and only listen to your inner voice, it’s OK. Have you developed a better sense of self-worth over the course of your career? Most of all, I’ve finally managed to no longer be afraid of my own greatness and of my own ability. Can you explain that in more detail? Women in particular know that we do great things, start super projects and have fantastic ideas. And yet there’s always this uncertainty, this unease, these inhibitions in conveying all this to the outside world and standing confidently by our achievements – especially when they’re exceptional and far above average. We women often feel uncomfortable with our power, with our performance and the amazing things we achieve. It’s almost as if we’re embarrassed. What’s the reason for that? Women are too nice. Most men have absolutely no trouble with these things. But we women don’t want to stand out. We’d rather go with the flow because when we stand out, it separates us from the others and that makes us shine in a brighter light. We don’t want this spotlight on us. We don’t like it either when others feel bad or jealous because of us. But we should recognise excellence and stand by it. We’re good, and we should be allowed to show that. What do you want to achieve with your foundation “She Is the Music” where you empower female creators? “She Is the Music” is not only me. There are lots of inspiring women and men too. Big brothers are just as important as big sisters. I don’t believe in this women vs men nonsense. Let’s work together, stick together, move forward together. But bringing more women to the table is a clear goal of the foundation. With deep rifts between people everywhere, do you think it’s especially important at the moment to make inclusive and positive music? Yes. Empathy’s my mission. I’ve had enough of all the bullshit, of all the negative and destructive influences. There are too many factors making it hard for us to feel good. Personally, I want to give off positive energy, light and warmth. Music is an agent of positive change and inspiration. And it’s a very powerful medicine. It helps us heal. Als „Fallin‘“ rauskam, waren Sie 20 Jahre alt. Und dennoch haben Sie damals schon so reif und charakterlich gefestigt gewirkt. Entsprach dieses Bild dem Bild, das Sie selbst von sich hatten? Teils, teils. Ich war immer schon das, was die Leute eine „alte Seele“ nennen. Ich habe das Gefühl, als hätte ich schon viele Male zuvor auf der Erde gelebt. Ich habe eine Art Weisheit in mir. Zugleich aber hatte ich natürlich keinen Schimmer von irgendwas. Mir blieb erst mal nichts anderes übrig, als mich angstfrei irgendwie durchzumogeln. Vielleicht liebe ich es deshalb so sehr, Neues zu lernen und mich weiterzuentwickeln. „A Woman’s Worth“, „Good Job“, „Superwoman“ oder „Girl On Fire“: Sie haben eine ganze Reihe von Songs über hart arbeitende Frauen geschrieben. Wollen Sie Frauen mit Ihrer Musik bestärken? Ja, voll und ganz. Ich tendiere dazu, Songs zu kreieren, die weibliche Kraft und Stärke preisen und ihr huldigen. Denn wir Frauen sind wirklich zu Übermenschlichem fähig, müssen es manchmal auch sein. Und gleichzeitig sind der Ausgleich und die Balance so wichtig. Damit meine ich: Sich selbst zu umsorgen, positiv dir selbst gegenüber eingestellt zu sein, auf sich aufzupassen und dir auch einzugestehen, dass es nicht egoistisch, sondern okay ist, an dich selbst zu denken und einzig auf deine innere Stimme zu hören. Haben Sie im Laufe Ihrer Karriere ein besseres Selbstwertgefühl bekommen? Vor allem ist es mir endlich gelungen, dem Wunsch nachzugeben, keine Angst mehr vor der eigenen Großartigkeit und vor meinem Können zu haben. Können Sie mir das näher erläutern? Speziell Frauen kennen das: Wir machen tolle Sachen, starten Superprojekte und haben phantastische Ideen. Und doch ist da immer diese Unsicherheit, dieses Unbehagen, diese Hemmung, das alles nach außen zu transportieren und selbstbewusst zu unseren Leistungen zu stehen – besonders, wenn diese außergewöhnlich und weit überdurchschnittlich sind. Wir Frauen fühlen uns oft nicht wohl mit unserer Macht, mit unserer Leistung und den wundervollen Dingen, die wir erreichen. Es ist fast, als wenn uns das peinlich wäre. Was ist der Grund dafür? Frauen sind zu nett. Die meisten Männer haben mit diesen Dingen ja überhaupt keine Schwierigkeiten. Wir Frauen aber wollen nicht herausstechen. Wir wollen lieber mitschwimmen im Strom, denn wenn wir herausragen, spaltet uns das von den anderen ab und das lässt uns in einem helleren Licht erstrahlen. Diesen Scheinwerfer wollen wir nicht auf uns gerichtet haben. Auch mögen wir es nicht, wenn sich andere wegen uns schlecht fühlen oder neidisch sind. Doch wir sollten Herausragendes anerkennen und dazu stehen. Wir sind gut, und das sollen wir auch zeigen dürfen. Was wollen Sie mit Ihrer Stiftung „She Is The Music“, mit der Sie Frauen in Kreativberufen unterstützen, erreichen? Nicht nur ich bin „She Is The Music“. Wir sind ganz viele inspirierende Frauen – und auch Männer. Große Brüder sind ebenso wichtig wie große Schwestern. Ich halte nichts von diesem Frauen-gegen-Männer-Quatsch. Lasst uns zusammenarbeiten, zusammenhalten, zusammen vorangehen. Mehr Frauen an den Tisch zu bringen, ist allerdings ein klares Ziel der Stiftung. Halten Sie es momentan, wo überall die zwischenmenschlichen Gräben tief sind, für besonders wichtig, umarmende und positive Musik zu machen? Ja. Empathie ist meine Mission. Ich habe genug von dem ganzen Bullshit, von all dem Negativen und Destruktiven. Es gibt zu viele Faktoren, die es uns schwer machen, uns gut zu fühlen. Ich persönlich will positive Energie, Licht und Wärme liefern. Musik ist ein Motor der positiven Veränderung und der Inspiration. Und sie ist eine sehr wirksame Medizin. Sie hilft uns zu heilen. FOTO MILAN ZRNIC / SONY MUSIC 14 15

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