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INTERVIEW Für CLASART

INTERVIEW Für CLASART CLASSIC produzierte Herbert G. Kloiber einzigartige Werke der klassischen Musik, darunter Aufnahmen mit Herbert von Karajan, Leonard Bernstein oder Arthur Rubinstein (links im Bild) soaps, cookery and casting perennials. Are new concepts hard to come by? You’ve forgotten the antique road shows, some fifteen a day. (laughs) Here at TMG we’re into fictional material, with the eternal challenge to come up with something new. ARD, our state TV, is particularly selective. It looked at nearly a dozen tenders for early-evening light-hearted thrillers and then rejected all but the best. Our series “Hubert & Staller” has just clocked up its 100th instalment. Isn’t there a danger of saturation point for viewers with these blockbuster formats? In our dual broadcasting system there’s a completely unnecessary copycat urge. The ARD’s fixated on filling Sunday evening with an obligatory thriller, instead of a mix of genres as in the past, although it doesn’t have to fear the overall market where no one can match its generous funding. Big names like Gottschalk, Raab and Schmidt, who domi- Dafür schreitet die Amerikanisierung des deutschen Fernsehens immer drastischer voran. Einerseits. Die konzerngetriebenen Unternehmen, wie ProSieben und RTL, imitieren sehr stark diesen internationalen Look, Boulevard geht da vor Politik. Hundertfache Wiederholungen, wie sie bei CNN zum Geschäftsmodell gehören, werden nachgeahmt und die Öffentlich-Rechtlichen lassen sich leider davon infizieren. Anderseits ist der Trend im Fernsehen ähnlich wie der in der EU, der Zerfall ist erkennbar, die Regionalisierung wird sehr wichtig. Der Rundfunk hat dies gezeigt, das Fernsehen folgt. Back to the roots? Ja, man könnte sagen, dass das, was vom Fernsehen in 20 Jahren übrig bleiben wird, eine starke Verlagerung auf Lokales und Regionales sein wird. Bedrohen all diese Entwicklungen nicht auch die Zukunft des Kinos? Das Kino in seiner heutigen Form ist eine bedrohte Spezies, ohne Frage. Ich fürchte sehr, dass die Besucherzahlen noch weiter sinken werden. Aktuell erleben wir gerade die Invasion der chinesischen Investoren, international gesehen gibt es zahlreiche Unternehmungen, die sehr fern vom hiesigen Kunden sind – so wird in China oder in Kanada das deutsche Kinowesen mitbestimmt. Allerdings wird Back to the roots? Sure, what’s left of TV in the next 20 years will focus on the regions. And the cinema? German box-office turnover is already determined by faraway investors such as China and Canada. But I see a future for film festivals. TV, say, in the year 2050? Cash is being replaced by a new currency: the scooping up, by whatever means, of proliferating information. That could well endanger medium-sized outfits in our line of business. Auf Du und Du mit Jodie Foster, Angelina Jolie oder Jeremy Irons – Produzent Herbert G. Kloiber ist bestens mit ganz Hollywood vernetzt der Special-Interest-Bereich weiter anwachsen, beispielsweise große Ausstellungen, die für das Kino visualisiert werden, da sehe ich ein großes Potential, internationale Kulturereignisse vor Ort erlebbar zu machen. Ihre ganz persönliche Vision des Fernsehens bis, sagen wir, 2050? Hoffnung und Befürchtung? Hmmm … Die Befürchtung ist, dass die wahre Währung aus dem Absaugen von Informationsströmen bestehen wird, mit welchen Regularien auch immer. Das Geld, unsere heutige Währung, schaffen wir ja gerade ab. Auf diesem Entwicklungstand sehe ich mittelfristig schon eine gewisse Endzeitlichkeit des mittelständischen Unternehmertums in meiner Branche, so wie wir es kennen. Es wird aber auch andere Dinge geben, die ich nicht verstehe, oder die ich vielleicht auch gar nicht mehr verstehen möchte … zu generieren. Die von uns dafür produzierten Serie Hubert & Staller hat sich durchgesetzt, gerade erst wurde die 100. Folge gedreht. Birgt das aber nicht auch die Gefahr, dass sich bestimmte Erfolgsgaranten inflationieren, Ermüdungserscheinungen beim Publikum inklusive? Bei dem dualen Rundfunksystem werden sehr oft die Spielregeln der einen per Imitation von den anderen übernommen, ohne dass dafür ein ersichtlicher Zwang bestünde. Es ist ja nicht so, dass die ARD jeden Sonntag mit einem Tatort befüllen müsste, sie könnte auch, wie früher, eine Vielzahl von Genres bedienen. Doch sie fürchten sich vor dem Gesamtmarkt, gegen den sie ja gar nicht antreten, weil niemand sonst über sechs Milliarden zum Jahresbeginn verfügt. Das Fernsehen der letzten Jahrzehnte war stets geprägt von großen Namen: Thomas Gottschalk, Stefan Raab oder auch Harald Schmidt. Sukzessive treten diese ab, hingelassen spürbare Lücken, adäquater Nachfolge scheinen in weiter Ferne … In anderen Ländern, die ich sehr genau beobachte, geht ein solcher Wechsel doch wesentlich flotter vonstatten, bei uns allerdings entsteht für die Zeit bis 2020 ein klare Lücke diesbezüglich. Deswegen tun sich die Sender mit ihrer Samstag-Abend-Unterhaltung auch so schwer, generationsübergreifend passiert da nichts mehr. Das Familienfernsehen, wie wir es kennen, ist soweit Geschichte. Als Österreicher entstammen Sie einer großen Fernsehnation, der ORF hat schon früh selbst das deutsche Feuilleton begeistert (Club 2, Kottan ermittelt u.v.m), neidvoll wurde und wird die Programmstruktur unsererseits dort bewundert. Eine Nation mit Fernseh-Gen? Ich war schon immer stolz auf die zehn großen Handschriften, mit denen das Österreichische Fernsehen auch das Deutsche beeinflusst hat. Formeln der Talk-Show, wie sie das dortige Fernsehen zulässt, entspricht natürlich sehr der Geschwätzigkeit, dem Wortwitz, der Gesamtmentalität des Österreichers, um nicht zu sagen, des Wieners. Dieses Wiener Becken hat über Jahrhunderte einen Schlag journalistisch, feuilletonistisch denkender Menschen hervorgebracht, mit einem hohen Anteil an Ironie in ihrer ganzen Diktion und Duktus. Allerdings war das gestern besser als heute. nated German TV for decades, have left the building. Can the gap they’ve left be filled? I don’t see that happening between now and 2020. It must be gratifying for you as an Austrian to see the acclaim heaped on ORF formats such as “Club 2” by German reviewers. Does your nation have a TV gene? Over the years, not least in talk shows, compatriots of mine, with their gift for repartee and that Viennese brand of irony, have left their mark on the German TV scene. But that influence is warning. Instead ProSieben, RTL and even the mainstream channels are going down the US route. Celebrity worship trumps politics, umpteen reruns à la CNN. In keeping with radio and now the EU, regionalism is rife. FOTOS PRIVAT „Der Trend im Fernsehen ist ähnlich wie in der EU, der Zerfall ist erkennbar“ 36 INSITE 2017 2017 INSITE 37

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